Am besten funktionieren die Dinge doch, wenn man Fortschritte sieht. Und wie sieht man die am besten? Genau, durch regelmäßige Bestandsaufnahmen. Wir haben gerade mehrere Bereiche, in denen sich bei uns einiges tut (oder eben getan hat), und auch für etwaige Leser ist es vielleicht interessant, zu wissen, ob man sich an einem ähnlichen Punkt befindet und vielleicht noch voneinander lernen kann. Daher hier nun der Stand der Dinge zum Decluttering, zu gut deutsch: entrümpeln.

In diesem Karton sammeln wir alles, was raus soll
Die Decluttering-Ausgangslage
Mein Freund und ich sind vor einem Jahr zusammengezogen. Beide aus einer anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen nach Münster. Groß geworden bin ich in einem sehr sehr ordentlichen Haushalt, in dem es trotzdem sehr sehr viel Kram gab – nur eben alles fein säuberlich in Schränken verstaut. Von Minimalismus kann da wirklich nicht die Rede sein: neue Dekogegenstände zu kaufen war quasi eines der liebsten Hobbys meiner Mutter und die meisten Gebrauchsgegenstände hatten wir in mehrfacher Ausführung. Mein Kinderzimmer passte übrigens nie so ganz in das ansonsten eher katalogmäßige Aussehen unseres Heims – Chaos pur. 😉 Dementsprechend hat sich da auch so einiges angesammelt, vor allem Bücher, Deko, Videospiele, Boxen voll von Erinnerungsstücken wir Briefen, Aufklebern, Postkarten, Briefchen aus der Schulzeit, hübschen Geschenkpapierfetzen, Werbegeschenken von besuchten Messen oder Conventions… Die Liste ist lang und die Zahl meiner Umzugskartons (die ich von meinem Elternhaus in drei verschiedene Wohnungen getragen und weiter befüllt habe, bevor ich nach Münster kam) dementsprechend hoch.
Mein Freund war da eher der typische Mann: nicht viel Krimskrams, zusammengesammelte Haushaltsgegenstände, einige wenige Erinnerungsstücke und vor allem viel aus der Kategorie „könnte irgendwann mal nützlich sein“. So war unsere knapp 40qm messende Wohnung ziemlich schnell gut befüllt und ebenso schnell wurden wir zu Meistern im Verstauen auf kleinem Raum – hier ein Regal über der Tür, da eine weitere Kleiderstange, dort noch ein paar Schränkchen. Irgendwie passte tatsächlich alles rein!
Die Anfänge von Decluttering und Minimalismus
Über den Weg gelaufen waren mir die Themen Decluttering und Minimalismus auch schon lange vor unserem Zusammenzug. An meinem Schreibtischregal in meiner alten WG hing sogar mal eine Decluttering-Liste, auf der ich abhaken wollte, wie viele Bereiche meines Zimmers ich schon durchgegangen war und verkleinert hatte. Leider bin ich über Kleiderschrank und mein zentrales Regal damals nicht hinaus gekommen. Trotzdem ging da schon einiges weg. Umso erstaunlicher, wie viel Kram jetzt noch auftaucht, wenn man bedenkt, dass ich schon damals mehrmals zum Altkleidercontainer gegangen bin und auch eine Kiste Bücher verkauft hatte…
Und in letzter Zeit?
Tja, ich würde mir jetzt schon wünschen, ich hätte eine Liste geführt, wie viel ich tatsächlich schon aus der Wohnung geschafft habe. Auf jeden Fall läuft es deutlich besser als noch vor zwei Jahren. Allerdings habe ich mich diesmal auch deutlich mehr damit auseinandergesetzt, was das Ausmisten für mich eigentlich heißt: mehr Raum, weniger Ballast, Ressourcenschonung. Wozu die Berge an „Erinnerungen“, wenn ich sie doch tatsächlich immer nur dann anschaue, wenn ich ausmiste und überlege, was weg kann? Ja, manche Dinge erinnerten mich an vergangene Erlebnisse und Menschen, teilweise auch an Dinge, an die ich mich so gar nicht mehr erinnern konnte. Aber lohnt es sich wirklich, für diesen kurzen Moment des Erinnerns diesen Dingen so viel Raum zuzugestehen? Sich bei jedem Umzug darüber zu ärgern, wie viele Boxen da zusammenkommen? Mein Urteil diesmal: nö. Es reicht. Diese alten Briefe werde ich eh nicht mehr lesen, genausowenig wie die ganzen angesammelten Bücher. Diese Dekogegenstände warten seit Jahren auf ihren Einsatz, aber scheinen nie so ganz zu passen.
Ganz wichtig war mir dabei der Gedanke der Umverteilung.

Einer von vielen ausgemisteten Bücherstapeln
Mein Freund fällte bei vielen Dingen sehr schnell
das rabiate Urteil: in den Müll damit, da kann man doch nichts mehr mit anfangen. Aber hatten wir da wirklich nur Müll angesammelt? Da wo wir zum Beispiel Plastik in unserer Küche ersetzen wollen, gibt es doch Unmengen an Menschen, die sich trotzdem noch die Kunststoff-Zitronenpresse kaufen würden. Aus diesem Grund landeten sehr sehr viele unserer Habseligkeiten nach und nach in der Give Box, wo sich hoffentlich noch der ein oder andere über Dinge freuen wird, die eben
für uns ihren Wert verloren haben, aber deswegen noch lange nicht wertlos sind. Dinge, die man selbst nicht mehr gebrauchen kann, sind manchmal für andere Menschen genau das richtige –
one man’s trash is another man’s treasure! Wie schon gesagt: ich habe leider nicht mitgezählt, aber in den letzten Wochen sind wir sicher schon zehn Mal mit vollbepackten Taschen zur Give Box spaziert und bisher scheint noch alles einen neuen Besitzer gefunden zu haben. Bücher und Videospiele habe ich verkauft oder verschenkt – insgesamt bestimmt zwei Umzugskartons voll.
Der Zwischenstand auf dem Weg Richtung Minimalismus
Eins vorweg: unser Ziel ist nicht der absolute Minimalismus mit weißen Wänden und drei chicen Möbelstücken und zwei Pflanzen pro Raum. Aber wir wollen definitiv Dinge, die uns nichts mehr nützen, die nur herumliegen und an denen wir auch nicht mehr wirklich Spaß haben, aus unserer Wohnung rausschmeißen.
Küche und Küchenutensilien: da unsere Küche vermutlich nicht viel mehr als 4qm hat, mussten von Anfang an Dinge in den Wohnzimmerschrank ausgelagert werden. In unseren Küchenschränken befinden sich aber keine Vorratsleichen mehr, keine doppelten Utensilien und keine Dinge, die wir sowieso nicht benutzen. Eine größere Küche wäre trotzdem schön, da ich sehr gerne und wir sehr viel kochen. Ziele: die fünf Kochbücher gilt es noch durchzugehen und anschließend auszusortieren, ansonsten bin ich mit unserer Küche sehr zufrieden, vor allem, da wir hier auch auf Zero Waste und plastikfrei umstellen.

Wohnzimmer: Wir haben hier ein Billy-Regal mit Schranktüren sowie drei Expeditregale mit insgesamt 20 Fächern (2×8 und 1×4). Außerdem eine kleine TV-Bank mit DVDs und PS2-Spielen. Alles war voll. Ausgemistet wurden etwa 30 DVDs und Box-Sets sowie an die 80 Bücher. Zusätzlich einiges an Deko und Erinnerungsstücken. Ich würde behaupten, es sind gut sieben Fächer dabei frei geworden. Das Vierer-Regal würden wir demnächst gern loswerden, allerdings ist es bisher Teil unserer Esstischkonstruktion, also müsste ein anständiger Tisch her. Zwei Fächer hat mein Freund mit Weinflaschen in Beschlag genommen, deren Kartons bisher neben dem Bett und dem Sofa gelagert wurden (und ziemlich hässlich aussahen). Die TV-Bank ist samt DVD-Player und DVDs verschwunden, die PlayStation lagert bis zur nächsten Benutzung im Schrank. Ziele: wie gesagt, der Tisch und das kleine Regal sollen raus, da man an den Enden kaum sitzen kann (war eigentlich mein alter Schreibtisch und an den Seiten kann man seine Beine nicht drunterstellen). Ein paar Sachen, die noch verkauft werden sollen, werden noch in den leergeräumten Regalfächern zwischengelagert. Die dürfen da nicht versacken! Ein Karton mit Tickets, Souvenirs etc. von unserer USA-Reise im März wartet noch darauf, sortiert zu werden.
Flur: Unser Flur ist wirklich nur ein schmaler Gang mit wenig Stellfläche. Wir haben eine Garderobe mit Hutablage, eine Hakenleiste sowie sechs aufklappbare Schuhfächer an der Wand, in die jeweils etwa drei Paar reinpassen. Einer davon dient noch als Plastiktütenaufbewahrung, der Rest tatsächlich für Schuhe. Ziele: Jacken ausmisten, Schuhe aussortieren und ordnen, Plastiktüten weiter reduzieren.
Badezimmer: ebenfalls winzig. Ein Waschbeckenunterschrank, ein Handtuchfach über der Toilette, ein Regalbrett unter dem Spiegel. Viel Platz für unnützes ist da also sowieso nicht, trotzdem gibt es noch einige Dinge, die aufgebraucht werden sollten, da auch AUF dem Schränkchen momentan noch einiges liegt. Allerdings haben wir auch schon viel verbraucht oder verschenkt und sind momentan noch in der Umstellung um nur noch feste Seifen und Shampoos, natürliches Deo und Zahnputztabletten. Ziele: Reste verbrauchen, Oberflächen möglichst frei räumen.
Schlafzimmer: Unser Schlafzimmer ist gleichzeitig das Arbeitszimmer und noch am wenigsten auf den Kopf gestellt worden, da mein Freund dort momentan viel arbeiten muss. Insgesamt sehr viel Chaos und sehr viel Kram untergebracht, weil eben nur ein einziger Raum dafür blieb. Zwei kleine Schubladenmodule mit Schminkkram und anderem Kleinzeug habe ich immerhin schon geleert, den Großteil entsorgt und die Schränkchen im Wohnzimmer als Sofaschränkchen weiterverwendet. Einige Kleidungsstücke sind bereits in die Altkleidersammlung gekommen. Ziele: der Schreibtisch muss ordentlicher werden, mein Schmuck ebenso und dafür darf das Regalbrett mit dem Schminkspiegel weg. Die Aufbewahrungsboxen unter und hinter dem Bett müssen noch einmal durchgesehen und minimiert werden. Der Kleiderschrank sollte ebenfalls nochmal ausgemistet werden (aber: ich möchte keinen minimalisierten capsule wardrobe) – nur noch Lieblingsstücke!
Lange Rede, kurzer Sinn: es hat sich bereits viel getan, aber es muss auch noch viel weiteres geschehen und momentan hab ich noch Spaß daran. So weit sind wir also bisher auf unserer Minimalismus-Reise – und wie sieht’s bei euch aus? 🙂